Die Schweizer Gaswirtschaft hat sich als ersten Schritt zur Dekarbonisierung des Gasnetzes das Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Gase im Wärmemarkt für Haushalte bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern. Das inländische Potential zur Herstellung von erneuerbarem Gas ist in der Schweiz allerdings beschränkt, auch wenn es noch lange nicht ausgeschöpft wird. In diesem Zusammenhang konnte 2020 das Projekt IMPEGA (Import of electricity-based gas) erfolgreich abgeschlossen werden.
Das Projekt mit den Partnern Nordur Power SNG AG, H2 Energy AG, Paul Scherrer Institut (PSI), Smart Logistics (FHNW), Reykjavik University, EMPA und Frank Energy GmbH beschreitet neue Wege: Die Produktion von erneuerbarem Gas in der Schweiz wird durch eine Produktion im Ausland ergänzt, wo die Voraussetzungen für das Power-to-X-Verfahren besonders gut sind, beispielsweise in Ländern mit tiefen Strompreisen. Dazu ist vor allem die Ökobilanz relevant, um später das im Ausland produzierte erneuerbare Gas in der Schweiz entsprechend bilanzieren und vermarkten zu können. Im konkreten Fall geht es um die Produktion in Island, aber die im Projekt gewonnen Erkenntnisse sollen methodisch auch auf andere Länder übertragbar sein. Im Ausland sind wesentlich grössere Anlagen realisierbar, und die Planung und Realisierung solcher Projekte im industriellen Massstab dürfte neben der Ökobilanzierung einen wesentlichen Know-how-Sprung für Schweizer Akteure darstellen. Kern des Projekts bildet die Analyse der Logistik, dem ökologischen Mehrwert und den Regularien zum Import von strombasiertem erneuerbarem Gas in die Schweiz.
Das Projekt untersuchte die technischen und ökonomischen Aspekte der transnationalen Logistik von verflüssigtem strombasiertem Gas (Liquefied Green Gas, LGG) im industriellen Massstab. Um die Auswirkungen der Transportmittel, Transportwege, Containergrössen und Einspeiseorten auf Ökologie, Ökonomie und Praxistauglichkeit aufzuzeigen, wurden acht unterschiedliche Fälle im Detail betrachtet.
Der Transport zwischen der Produktionsstätte in Island nach Rotterdam ist für alle Fälle gleich. Interessant für den Transportweg von Rotterdam in die Schweiz sind die Rheinschiffe und die Bahn. Bei den CO2-Emissionen können die Unterschiede der beiden Transportmittel vernachlässigt werden, da sie nahezu identisch sind. Nebst der reinen Kostenbetrachtung müssen hier auch die Risiken berücksichtigt werden. Die Rheinschifffahrt ist bei Hoch- resp. Niedrigwasser eingeschränkt, was sich durch den Klimawandel in Zukunft weiter verschärfen wird.
Der Transport grosser Container mit der Bahn von Rotterdam zu den Einspeisepunkten nahe der Schweizer Grenze erweist sich zum jetzigen Zeitpunkt als die vielversprechendste und sicherste Variante. Diese ist weiter zu vertiefen und zu optimieren. Wenn eine Einspeisung in das Gasnetz in Rotterdam und der Anrechnung als erneuerbares Gas in der Schweiz möglich wäre, wäre dies allerdings der günstigste und ökologisch sinnvollste Weg.
Die Ökobilanz bestätigt zudem, dass die Art der Stromversorgung für die Elektrolyse zu den entscheidenden Faktoren für die Umweltfreundlichkeit des erneuerbaren Gases gehört. Der Strom in Island wird im Allgemeinen mit sehr niedrigen Treibhausgasemissionen produziert, sodass sich geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Optionen (Strom aus Wasserkraft, «überschüssiger» Strom aus Wasserkraft, Strom aus dem isländischen Netz) hinsichtlich der Auswirkungen auf die Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen ergeben. Auch die Beiträge des Transports des erneuerbaren Gases von Island in die Schweiz fallen im Vergleich zu den gesamten Treibhausgasemissionen gering aus, und die untersuchten Transportoptionen unterscheiden sich in ihren Treibhausgasemissionen ebenfalls kaum.
Die Resultate der Ökobilanz belegen, dass gemäss jetziger Auslegung der Vorgaben der Mineralölsteuerverordnung die gesetzlichen Anforderungen für eine Mineralölsteuerbefreiung von LGG aus Island erfüllt sind. Sollten mit dem neuen CO2-Gesetz dieselben Anforderungen auch für erneuerbare Brennstoffe gelten, so sind diese ebenfalls erfüllt.
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