Gazenergie

Gaswirtschaft baut Reserve für den kommenden Winter auf

Zürich, 19.05.2022 -

Um für den Fall eines möglichen Lieferstopps von Gas aus Russland besser gerüstet zu sein, arbeitet die Schweizer Gaswirtschaft zusammen mit den Bundesbehörden daran, die Gasversorgung für den Winter 2022/23 besser abzusichern. Dazu richtet sie eine

Gasreserve ein. Nachdem der Bundesrat eine entsprechende Verordnung verabschiedet hat, nimmt die Branche die Umsetzung an die Hand.

Anfang März entschied der Bundesrat aufgrund des Krieges in der Ukraine, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass die Schweizer Gaswirtschaft möglichst rasch Gas, Gasspeicherkapazitäten, Flüssiggas (LNG) und LNG-Terminalkapazitäten gemeinsam, ohne kartellrechtliche Nachteile, beschaffen kann. Aufgrund des Kartellgesetzes und des fehlenden Gasversorgungsgesetzes waren der Gasversorgung hier in verschiedener Hinsicht die Hände gebunden.

Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG bildete im Anschluss eine Taskforce mit Vertretern der Gaswirtschaft sowie der Bundesbehörden und bereitete ein Konzept vor, wie eine Gasreserve eingerichtet werden kann. Der Bundesrat hat nun die dafür notwendige Verordnung über die Sicherstellung der Lieferbereitschaft von Betrieben zur Erdgasversorgung verabschiedet. «Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, die Versorgung für den kommenden Winter weiter zu stärken», sagt VSG-Direktorin Daniela Decurtins. Die regionalen Gasnetzbetreiber werden verpflichtet, die Versorgung im kommenden Winter bestmöglich sicherzustellen. So müssen 15 Prozent (rund 6 TWh) des inländischen Jahresverbrauchs (35 TWh) in Speicheranlagen in den Nachbarländern gelagert werden und spätestens ab 1. November 2022 verfügbar sein. Im Weiteren müssen 20 Prozent (6 TWh) des Schweizer Winterverbrauchs in Frankreich, Deutschland, Italien und in den Niederlanden in Form von Optionen für zusätzliche Gaslieferungen zur Verfügung stehen und kurzfristig abgerufen werden können.

Kritisch ist dabei, dass das von der Schweizer Gaswirtschaft beschaffte Gas tatsächlich auch in die Schweiz transportiert werden kann. «Der Bund muss hier zwingend mit seinen Bemühungen fortfahren, von den europäischen Ländern entsprechende Zusagen zu erhalten», hält Decurtins fest. Die Branche bewertet es als positiv, dass gemäss Verordnung die dabei anfallenden Kosten diskriminierungsfrei über die Netznutzungstarife gedeckt werden. Im nächsten Schritt muss nun geklärt werden, wie die Bewirtschaftung der Gasreserve geregelt wird. Zentral ist, dass der Bundesrat sicherstellt, dass die Branche keinen kartellrechtlichen Sanktionsrisiken ausgesetzt ist.

«Die Schweizer Gasbranche unternimmt grosse Anstrengungen, um für einen allfälligen Engpass bei der Gasversorgung gerüstet zu sein. Die Gasreserve ist ein Beitrag zur Erhöhung der Versorgungssicherheit», sagt Daniela Decurtins. Im Moment ist die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit Gas gesichert, wobei sich die Preise auf einem ausserordentlich hohen Niveau bewegen. Nach wie vor stehen die Szenarien im Raum, dass der Westen ein Gasembargo gegen Russland beschliesst oder dass Russland seine Gaslieferungen in den Westen ganz oder teilweise einstellt. So hat Russland vor kurzem einen Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien beschlossen und anderen Staaten ähnliche Massnahmen angedroht. Zudem gehen seit ein paar Tagen die Gastransite durch die Ukraine zurück.

«Die Schweizer Gaswirtschaft will bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas möglichst schnell reduzieren und die alternativen Bezugsmöglichkeiten breit abstützen», sagt Daniela Decurtins. Die Schweizer Gaswirtschaft unterstützt das Netto-Null-Ziel 2050 des Bundes, so wird Erdgas in den kommenden Jahren immer mehr durch erneuerbare und klimaneutrale Gase ersetzt, die neben Biogas auch synthetisches Methan und Wasserstoff umfassen. Es braucht jedoch seine Zeit, um die Gasversorgung vollständig zu dekarbonisieren. Im Zuge der zunehmenden Elektrifizierung zeichnen sich schon heute vermehrt Stromengpässe im Winter ab. Kommt dazu, dass heute grosse Mengen an Strom importiert werden, die aus nicht erneuerbaren Quellen stammen. Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK), die mit erneuerbaren Gasen betrieben werden, können einen wichtigen Beitrag leisten, die Winterstromproblematik zu entschärfen. Mit 15 Prozent am Endenergieverbrauch ist Erdgas in der Schweiz ein bedeutender Energieträger, insbesondere auch für die Industrie. Die Branche nimmt zur Kenntnis, dass der Bundesrat beschlossen hat, den Vernehmlassungsentwurf zum Gasversorgungsgesetz gemäss den Erkenntnissen des Ukrainekriegs zu überarbeiten. Sie fordert den Bund jedoch auf, das seit Längerem dringend benötigte Gesetz jetzt schnell voranzutreiben. Es braucht ein Gesetz, das Rechtssicherheit beim Marktzugang schafft und Anforderungen an die Versorgungssicherheit berücksichtigt.

Kontaktperson für weitere Auskünfte:

Thomas Hegglin, Mediensprecher VSG, 044 288 32 62, thomas.hegglingazenergie.ch Zürich, 18. Mai 2022

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