Die Schweizer Gaswirtschaft unterstützt das Ziel des Bundesrates, bis 2050 eine klimaneutrale Energieversorgung zu erreichen. Sie hat in den letzten Jahren erheblich zur Reduktion der CO2-Emissionen beigetragen. Die Energieversorgung muss weitergehend defossilisiert werden, aber auch versorgungssicher und wirtschaftlich sein. Das wird nur durch einen Mix an Energieträgern, Elektronen und Molekülen, sowie Infrastrukturen sichergestellt werden können. Darin sind sich Branche und Forschung einig. Die Transformation der Energieversorgung bedarf aber noch einiges an Entwicklungen und Diskussionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Mitglieder des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) haben dazu im Sommer 2022 strategische Stossrichtungen der Branche sowie im Anschluss eine Roadmap zu deren Umsetzung verabschiedet. An diesen fünf strategischen Stossrichtungen und der Roadmap orientiert sich auch die Strategie des Forschungsfonds der Schweizerischen Gasindustrie (FOGA).
Die Defossilisierung der Energieversorgung benötigt neue Konzepte, welche sektorübergreifend die wichtigen Fragen der Energieproduktion, Speicherung, Transport/Verteilung und Verbrauchssteuerung beantworten und zur Energieeffizienzsteigerung beitragen. Die Konvergenz der Netze kann hier durch die Integration der erneuerbaren Energien, die Bereitstellung von Flexibilität und kurz- bis langfristigen Speichern einen wichtigen Beitrag leisten. Zur Kopplung der Sektoren braucht es funktionierende Infrastrukturen, wie etwa Gasnetze, elektrische und thermische Netze sowie verschiedene sektorverbindende Technologien, wie Power-to-Gas (PtG) bzw. Power-to-Liquids (PtL), Gas-to-Power (GtP, Wärme-Kraft-Kopplung [WKK]), Gaskraftwerke, Brennstoffzelle usw.), batterieelektrische Fahrzeuge sowie Gas- und Wasserstoff-Mobilität als auch Wärmepumpen und Gasanwendungen.
Die Transformation der Gasnetzinfrastruktur ist ein komplexer Prozess, der durch das Auslaufen der Nutzung von fossilem Gas und der Umstellung auf klimaneutrale Energieträger wie Wasserstoff, synthetisches Methan oder Biogas getrieben wird. Dieser Prozess setzt Planungsprozesse voraus, die erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen, etwa in Hinblick auf die Finanzierung und Investition in die notwendigen Um- und Neubauten, aber auch bezüglich technischer und regulatorischer Anforderungen. Um Netto-Null zu erreichen, braucht es zudem Carbon-Management-Strategien, Kenntnisse über das Verhalten von CO2 und Infrastrukturen für dessen Transport und Speicherung (Carbon Capture and Storage (CCS)). Die Gasbranche kann hierzu dank ihrer Kompetenzen einen wichtigen Beitrag leisten. Für die Bewältigung der Anforderungen fehlen heute aber die Rahmenbedingungen.
Erneuerbaren Gasen kommt eine Schlüsselrolle in der sicheren und wirtschaftlichen Transformation der Energieversorgung zu. Die Schweizer Gaswirtschaft ist im internationalen Vergleich Pionierin bei der Produktion und Nutzung von Biomethan. Zunehmend wichtig werden auch erneuerbarer Wasserstoff und erneuerbares Methan aus Power-to-Gas-Prozessen. Es braucht einen ganzheitlichen Blick auf Erzeugung, Transport/Verteilung und Nutzung von erneuerbaren Gasen sowie die damit verbundenen technischen, ökologischen und ökonomischen Fragen.
Digitalisierung umfasst eine Vielzahl von digitalen Werkzeugen, die ermöglichen, Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit der Gasversorgung zu verbessern und auch die Integration der erneuerbaren Gase ins Energieversorgungssystem zu unterstützen. Sie setzt eine gute Datenqualität voraus und birgt Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz, Datensicherheit und Cybersicherheit. Im Vordergrund stehen Digitalisierungslösungen, die Aspekte der ersten drei Schwerpunktthemen der FOGA-Strategie aufgreifen.