An seiner Sondersession anfangs Mai hat der Nationalrat als Erstrat verschiedene Änderungen des Umweltschutzgesetzes beraten, welche die Kreislaufwirtschaft stärken sollen. Diese können auch zu Verbesserungen der Rahmenbedingungen der Verwertung von biogenen Abfällen in Biogasanlagen führen.
Zudem hat der Nationalrat verschiedene Vorstösse überwiesen, welche die Rahmenbedingungen für die Transformation der Gasversorgung hin zur Klimaneutralität verbessern und die Energieversorgungssicherheit im Winter stärken sollen: Mit der Motion 23.3019 wird der Bundesrat beauftragt, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit der Anteil an erneuerbarem Gas sukzessive erhöht wird. Mögliche Instrumente sind eine steigende Mindestquote oder finanzielle Anreize. Langfristiges Ziel ist eine zu hundert Prozent erneuerbare Gasversorgung. Dabei sollen die nachhaltigen Potenziale im In- und Ausland berücksichtigt und die Anrechnung von importiertem erneuerbarem Gas geklärt werden.
Ebenfalls sehr deutlich stimmte der Nationalrat der Motion 23.3022 zu, welche die Sicherung der Winterstromversorgung durch WKK-Anlagen stärken soll. Zu klären hat der Bundesrat dabei unter anderem Fragen zum jährlichen Zubau bis 2035, der Finanzierung, der Sicherstellung des klimaneutralen Betriebs und in welchen Fällen Anlagen wärme- oder stromgeführt werden. Beide Motionen sind noch vom Ständerat zu beraten. Bereits definitiv und oppositionslos an den Bundesrat überwiesen wurde das Postulat 23.3023. Dieses verlangt, in einem Bericht das Potenzial und die Bedeutung der Umwandlung von insbesondere Stromüberschüssen in synthetische Energieträger (Power-to-X-Derivate) sowie die Bedeutung der dazu nötigen saisonalen Energiespeicher im künftigen Energiesystem der Schweiz darzulegen.
Die ständerätliche Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-S) befasste sich Mitte Mai mit den Differenzen zum Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (sog. Mantelerlass). Diese Vorlage wird vom Parlament nun voraussichtlich in der Sommersession abgeschlossen. Hingegen konnte die UREK-S die Detailberatung zum CO2-Gesetz noch nicht beenden und wird diese Vorlage erst in der Herbstsession in den Ständerat bringen.
Die Bundesräte Albert Rösti (UVEK) und Guy Parmelin (WBF) zogen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Kantonen, Städten und Gemeinden, der Wirtschaft und der Energiebranche Bilanz zum vergangenen Winter und erläuterten die Aussichten und Vorbereitungen auf den kommenden Winter. An einer Veranstaltung der Winter-Energiespar-Initiative, zu der auch die Energiespar-Alliance mit rund 380 Partnern gehört – unter anderem der VSG –, wurden die Erfahrungen und Vorbereitungsarbeiten im Hinblick auf das nächste Winterhalbjahr diskutiert. Im Anschluss an die Veranstaltung fand eine Medienkonferenz statt, an der VSG-Präsident Martin Schmid die Schweizer Gaswirtschaft vertrat.
Der VSG hat eine neue Ausgabe des H2-Barometers publiziert. Schwerpunktthemen dieser Ausgabe sind der Import von Wasserstoff sowie dessen Verwendung im kommunalen Kontext. Das H2-Barometer, das der VSG im Zusammenarbeit mit den Beratungsunternehmen E-Bridge Consulting und Polynomics herausgibt, erscheint halbjährlich und ist auch auf gazenergie.ch aufgeschaltet.
Erneuerbare Gase gewinnen in der Schweiz an Bedeutung. Inzwischen sind fast 8 Prozent des heutigen Gasabsatzes erneuerbar. Damit ist die Branche auf Kurs. 2030 will sie 15 Prozent, 2040 50 Prozent und bis 2050 die vollständige Defossilisierung erreichen. Schon wesentlich mehr wäre möglich, wenn die Schweizer Politik die einheimische Produktion konsequent fördern und den Import nicht behindern würde.
Der VSG übernimmt neu von Swissgas die Erstellung verschiedener Statistiken, insbesondere in den Bereichen Erdgasabsatz, Heizgradtage, Jahresimport, Förderländer und LNG. Diese Statistiken stehen der Branche zur Verfügung. Der VSG hat den Mitgliederunternehmen zudem das Import-Portfolie der EU-Mitgliedstaaten für das Jahr 2022 versendet. Daraus ist ersichtlich, aus welchen Ländern das Erdgas stammt, das nach Europa und in die Schweiz importiert wurde.
Aufgrund der drohenden Gasmangellage übertrug im Frühjahr 2022 der Bundesrat dem VSG die Aufgabe, die Kriseninterventionsorganisation KIO Gas aufzubauen. Diese untersteht der wirtschaftlichen Landesversorgung des Bundes und wird auf deren Anweisung
Der VSG führte in Bern und Lausanne Informationsveranstaltungen zum Nemo Datenpool durch. Dabei wurden neben den neusten Daten-Auswertungen verschiedene aktuelle Entwicklungen aufgegriffen. So wurde das politische und regulatorische Umfeld erläutert und Fragen zu Optionen zur Abgeltung von Flexibilitäten im Zusammenhang mit der Versorgungssicherheit erörtert. Einen weiteren Schwerpunkt wurde beim Thema Wasserstoff gesetzt, unter anderem zu Fragen der Regulierung und mit einem Praxisbericht von Ennio Sinigaglia, CEO der Transitgas.
Die Gebäudetechnik befindet sich in einem starken Wandel. Die künftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die unter anderem eine starke Einschränkung von Heizungen mit fossilen Brennstoffen vorsehen, beschleunigen diese Transformation weiter. Der VSG führte bei der Elcotherm AG in Vilters sowie in Puidoux VD für Verkaufs- und Energieberater, Vertriebsleiter und Spezialisten im Bereich Unternehmensentwicklung die neu lancierte Fachveranstaltung «VSG-FOCUS» durch. Dabei wurden an den halbtägigen Veranstaltungen die wichtigsten Auswirkungen auf die künftige Energieversorgung im Gebäudebereich erörtert und diskutiert.
Der Bund und die über den VSG organisierte Kriseninterventionsorganisation der Gasbranche KIO Gas haben sich in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Gasnetzbetreibern auf eine mögliche Gasmangellage vorbereitet. Zusammen mit dem SVGW führte die KIO Gas nun ein Refresher-Webinar für die Branche durch zum Thema Gasmangellage und technische Massnahmen. Das Datenmonitoring, über das an mehreren Schulungsveranstaltungen bereits informiert wurde, soll in den nächsten Monaten umgesetzt werden. Die KIO Gas schrieb die Branchenunternehmen an, die fürs Datenmonitoring notwenden Informationen zur Verfügung zu stellen.
«Fitfor55» beinhaltet eine Reihe von Vorschlägen und Massnahmen der EU, um die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Dazu gehören der Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft und die Dekarbonisierung des EU-Gasbinnenmarktes. Ende 2022 nickten die europäischen Energieministerinnen und -minister zudem eine Gasnotfallverordnung ab. Diese beinhaltet einen Gaspreisdeckel sowie einen gemeinsamen Gaseinkauf zur Befüllung der Speicher. Eberhard Röhm-Malcotti, der bei der Axpo als Head EU Energy Policy in Brüssel tätig ist, gab an einem Webtalk aus dem modernisierten und leicht vergrösserten Studio 4 seine Einschätzungen dazu und beantwortete Fragen der VSG-Mitglieder.
Ein Webtalk Spezial wurde am 4. April zum Thema revidiertes Datenschutzgesetz durchgeführt, das am 1. September 2023 in Kraft tritt. Ziel der Revision ist es, die persönlichen Daten besser zu schützen. Der Datenschutz wird dabei den technologischen Entwicklungen angepasst, die Selbstbestimmung über die persönlichen Daten gestärkt sowie die Transparenz bei der Beschaffung von Personendaten erhöht. Viele Unternehmen, darunter auch die Energieversorger, sind jetzt gefordert, Massnahmen zu ergreifen. Michèle Balthasar, CEO von Balthasar Legal, führte in das Thema ein und stand für Fragen zur Verfügung.
Die französische Gasindustrie hat sich ehrgeizige Ziele im Bereich der Produktion von erneuerbarem Gas gesetzt. Dabei spielt auch die Pyrovergasung eine wichtige Rolle. Engie betreibt seit einigen Jahren ein Demonstrationsprojekt in der Region Lyon und verfügt entsprechend über einige Erfahrung. Bis Ende des Jahres will der französische Konzern in das weltweit erste kommerzielle Projekt in Le Havre investieren. An einem Webtalk hatten die VSG-Mitglieder die Möglichkeit, mit Martin Jahan de Lestang, Direktor des Programms «Dekarbonisiertes Methan» bei Engie, und Thomas Pierre, Geschäftsentwickler des Salamandre-Projekts in Le Havre, zu diskutieren und Fragen zu stellen.
Im bayerischen Rohrdorf arbeitet die Zementindustrie an der klimaneutralen Zukunft. Weil bei der Produktion von Zement zwangsläufig CO2-Emissionen entstehen, ist sie auf die Abscheidung von CO2 angewiesen. 2022 wurde Deutschlands erste Abscheideanlage in Betrieb genommen, und im vergangenen März 2023 gründete die Baustoffgruppe die Net Zero Emission Lab GmbH. Bei den Arbeiten spielen auch Überlegungen über einen Abtransport von CO2 eine Rolle. Der Leiter des 18-köpfigen Teams, Helmut Leibinger, gab den VSG-Mitgliedern an einem Webtalk Einblick in die Arbeiten und stand für Fragen zur Verfügung.
Der Watt d'Or, die renommierte Auszeichnung des Bundesamts für Energie, wird am 11. Januar 2024 zum siebzehnten Mal verliehen. Für den Watt d'Or 2024 werden überraschende, innovative und zukunftsweisende Energie-Initiativen und -Projekte gesucht. Vorschläge können bis Mitte Juli 2023 eingereicht werden.
An verschiedenen Veranstaltungen gab der VSG eine Einschätzung zur aktuellen Situation rund um die Versorgungssicherheit und zu weiteren für die Branche wichtigen Themen.
VSG-Direktorin Daniela Decurtins hielt an folgenden externen Anlässen ein Referat und nahm an Podiumsdiskussionen teil:
Energate Webtalk, IGE-Seminar der Hochschule Luzern, öffentliche Veranstaltung der AVES Schaffhausen, Kundenanlass von Raiffeisen und Mobiliar-Versicherung, Powerfuel Week, Veranstaltung des European Power Networks, Moderation SAF-Anlass des World Energy Councils Switzerland.
Daneben hat Daniela Decurtins an verschiedenen internen Verbandsveranstaltungen präsentiert und moderiert.
Im Rahmen der Generalversammlung am 13. Juni lädt der VSG um 18 Uhr zu einem Netzwerkanlass ein unter dem Titel «Versorgungssicherheit – Rolle der erneuerbaren Gase und Netze». Zu Gast ist Bundesrat Albert Rösti, der eine Standortbestimmung der Schweizer Energie- und Klimapolitik vornehmen wird. Im Anschluss diskutieren Vertreter aus Industrie, Energiebranche, Politik und Verwaltung an einem Roundtable über die Lösungsansätze.