Gazenergie

Neues aus dem VSG - Juni 2022

© 2016 Béatrice Devènes

Im Brennpunkt

Neue Vorschläge zum Klimaschutz

In der Sommersession des eidgenössischen Parlaments steht am 14. Juni eine weitere interessante Debatte zum Klimaschutz an: Dann diskutiert der Nationalrat den indirekten Gegenentwurf seiner vorberatenden Kommission (UREK-N) zur «Gletscher-Initiative».

Bereits in der Frühlingssession äusserte sich der Nationalrat zur Volksinitiative und zum direkten Gegenentwurf des Bundesrats, die beide die Treibhausgasemissionen der Schweiz bis zum Jahr 2050 auf «Netto-Null» reduzieren wollen. Gleichzeitig verlängerte der Nationalrat die Behandlungsfrist für die Volksinitiative bis August 2023, um die nötige Zeit für die Behandlung eines indirekten Gegenentwurfs zu gewinnen. Diese Fristverlängerung muss vom Ständerat in der Sommersession noch bestätigt werden.

Inzwischen präsentierte die UREK-N ihre Vorschläge für einen indirekten Gegenentwurf, der am 14. Juni vom Nationalrat behandelt wird. Die Vorlage besteht formal aus drei Teilen: Einem neuen Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz (KIG), einen Bundesbeschluss über die Finanzierung des Sonderprogramms zum Ersatz von Heizungsanlagen und einen Bundesbeschluss über die Finanzierung der Förderung von neuartigen Technologien und Prozessen. Mit dem Gesetz sollen unter anderem Treibhausgas-Reduktionsziele für die Jahre bis 2040 und 2050 festgelegt sowie die Grundlagen für neue finanzielle Förderungen durch den Bund geschaffen werden. Vorgesehen ist auch die Absicherung von Risiken von Investitionen in öffentliche Infrastrukturbauten (Art. 7 KIG), worunter beispielsweise auch der Aufbau bzw. die Umstellung der Gasinfrastruktur auf Wasserstoff fallen könnte. Die beiden Bundesbeschlüsse beinhalten einen Kredit über 2 Milliarden Franken für zehn Jahre zum Ersatz von Heizungsanlagen und über 1,2 Milliarden für sechs Jahre zur Förderung von neuartigen Technologien und Prozessen.

Zur Vorlage der Kommission liegen neben einem Nichteintretensantrag von Vertretern der SVP zahlreiche Minderheitsanträge für die Detailberatung vor. Es ist davon auszugehen, dass der Nationalrat der bereinigten Vorlage in der Sommersession zustimmen wird, deren weiteres Schicksal erscheint aber ungewiss. Neben diesem indirekten Gegenentwurf bleiben der direkte Gegenentwurf des Bundesrats sowie die Volksinitiative im politischen Prozess und es hängt auch von taktischen Überlegungen des Initiativkomitees, der politischen Parteien und der Verbände ab, welche Vorlage sich allenfalls im parlamentarischen Prozess schliesslich durchsetzen wird. Falls der indirekte Gegenentwurf im Parlament schliesslich nicht zu Stande kommt oder das Initiativkomitee seine Initiative nicht zurückzieht, kommt es auf jeden Fall noch zu einer Volksabstimmung.

Elemente des indirekten Gegenentwurfs könnten vom Bundesrat aber auch mit der Botschaft zur Teilrevision des CO2-Gesetzes aufgenommen werden. Zu dieser Vorlage, welche die klimapolitischen Rahmenbedingungen für die Zeit zwischen 2025 und 2030 regelt, wurde die Vernehmlassung bekanntlich anfangs April abgeschlossen. Der Ball liegt diesbezüglich wieder beim Bundesrat, welcher dem Parlament die Botschaft für eine konkrete Vorlage unterbreiten wird.

Link zum Geschäft auf der Webseite des Parlaments:
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20210501

Aus dem Verband

Rege Beteiligung an der Vernehmlassung zu Jupiter

Ende 2021 beauftragte der Verwaltungsrat VSG die Geschäftsstelle mit der Planung eines Prozesses, in dem die Thesen 2020 der Gasbranche geschärft, die damit verbundenen Aktivitäten des VSG konkretisiert und erste Beschlüsse vorbereitet werden, die den Mitgliedern des VSG an der Generalversammlung im Juni 2022 vorgelegt werden sollen.

An drei Veranstaltungen Anfang Mai in Glion, Olten und Kreuzlingen diskutierten die VSG-Mitglieder über die in der Zwischenzeit erarbeiteten Stossrichtungen bzw. die Branchenpositionierung sowie Vision, Mission und Tätigkeitsbereiche des Verbands. Die Diskussionen wurden protokolliert, und ein Formular für schriftliche Rückmeldungen wurde abgegeben und von den Mitgliedern auch genutzt. Alle Feedbacks wurden gesammelt, ausgewertet und auf dieser Grundlage dem Verwaltungsrat Anpassungsvorschläge unterbreitet. Dieser entschied schliesslich abschliessend über die nun vorliegenden Dokumente, die der Generalversammlung vom 14. Juni im Sinne von Grundsatzpositionen vorgelegt werden.

VSG baut Krisenorganisation auf im Hinblick auf eine Mangellage

Die Gaswirtschaft bereitet sich zusammen mit dem Bund auf mögliche Gasversorgungsengpässe vor. So baut der VSG im Auftrag des Bundesrates eine besondere Krisenorganisation auf. Ende Juni sind zwei virtuelle Anlässe geplant, an denen die VSG-Mitglieder über den Stand des Aufbaus und das weitere Vorgehen auf Deutsch und Französisch informiert werden. Man kann sich dazu auf dem Extranet anmelden.

Gaswirtschaft baut Reserve für den kommenden Winter auf

Der VSG bildete mit Vertretern der Gaswirtschaft und der Bundesbehörden eine Taskforce, um ein Konzept zu erarbeiten für eine Gasreserve für den kommenden Winter. Nachdem der Bundesrat eine entsprechende Verordnung verabschiedet hat, nimmt die Branche die Umsetzung an die Hand. Zudem wird aktuell das Detailkonzept erarbeitet bezüglich der verschiedenen Massnahmen

Werkleiterseminar in Glion

Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter der Westschweizer Gasversorgungsunternehmen nahmen am 3. und 4. Mai am traditionellen Werkleiterseminar in Glion teil. Die Veranstaltung bot einen idealen Rahmen, um sich über aktuelle Themen der Branche auszutauschen.

Nicolas Zwahlen von Viteos orientierte über den Stand der Branchendokumente, die im Hinblick auf das künftige Gasversorgungsgesetz erstellt werden. Mehrere Referate befassten sich anschliessend mit erneuerbaren Gasen und Wasserstoff. Der Vortrag der beiden Vertreter des BFE, Mohamed Benahmed und Cédric Carnal, zeigte den Stand der Arbeiten des Bundes im Bereich Wasserstoff und der geplanten Roadmap auf. Anschliessend stellte Elli Varkaraki, seit über 20 Jahren Expertin für Wasserstoff und Verantwortliche für Wasserstoff und Windkraft beim Ingenieurbüro Planair SA, verschiedene H2-Forschungsprojekte in der Schweiz und im Ausland vor. Sie empfahl den Gasunternehmen, die Kompatibilität ihrer lokalen Gasnetze mit Wasserstoff bereits heute zu untersuchen, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Auch die Präsentation über die hydrothermale Vergasung, eine innovative Technologie zur Erzeugung von Biogas aus feuchter Biomasse, fand bei den Teilnehmern grossen Anklang. Die zwei Redner, Robert Muhlke von GRTgaz und Gaël Peng von Trea Tech, erläuterten anschaulich dieses Verfahren, das die Effizienz der Biogasproduktion erheblich steigert.

Am Nachmittag stellte Andrea Burkhardt, Leiterin der Abteilung Klima beim BAFU, die Klimapolitik nach der Abstimmung vom 13. Juni 2021 vor. Anschliessend gab Frédéric Rivier von Gaznat einen Überblick über die aktuelle Lage auf dem Gasmarkt.

Die Seminarteilnehmer nutzen die Veranstaltung, um zu diskutieren und sich auszutauschen. Spannend war die Debatte mit Jean-Pascal Gillig, Regionalsekretär und Leiter der Genfer Sektion des WWF Schweiz, der die Sichtweise der Umweltorganisation in Sachen Klimaziele darlegte. Er betonte, dass fossiles Gas ganz vom Markt verdrängt werden müsse, unterstrich aber auch, dass erneuerbare Gase eine Rolle in der Energieversorgung spielen würden.

VSG-Vizepräsident Philippe Dubois berichtete über aktuelle politische Dossiers, welche die Branche betreffen. Der Tag endete mit einer aufschlussreichen Diskussion zwischen den ehemaligen Bundesparlamentariern Dominique de Buman (Die Mitte) und Daniel Brélaz (Grüne). Sie tauschten sich über die Entwicklung der Wirtschafts- und Klimapolitik von den 1970er-Jahren bis heute aus, was bei den Teilnehmenden auf grosses Interesse stiess. Moderiert wurde das Gespräch von Philippe Huwiler, Journalist bei La Télé. Der Mittwochvormittag war dem Projekt Jupiter gewidmet.

Wie sich die Nachbarländer auf den Winter 2022/23 vorbereiten

Europas Staaten, allen voran Deutschland, sind zum Teil sehr stark von russischem Gas abhängig. Der Webtalk vom 18. Mai ging der Frage nach, wie sich die Nachbarländer der Schweiz auf den kommenden Winter vorbereiten.

Welche Stimmung herrscht in Europa angesichts der Drohung, dass nach Polen und Bulgarien die russischen Gaslieferungen in weitere europäische Länder eingestellt werden könnten? Welche Szenarien stehen aktuell im Raum? Wie entwickeln sich die Füllstände der Speicher, und welche Massnahmen planen die europäischen Länder, wenn das Gas dennoch ausgehen sollte? Erik Vennekens, CEO von Fluxswiss und Chief Digital Officer Fluxys, teilte am Webtalk seine Einschätzungen mit der Branche und stand für Fragen zur Verfügung. Der belgische Netzbetreiber Fluxys ist in sieben verschiedenen europäischen Ländern – von der UK bis Griechenland – aktiv.

Basiswissenkurs in Schlieren

Am 24. Mai fand in Schlieren ein Basiswissenkurs für die Mitglieder der Gaswirtschaft statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden dabei in alle wichtigen Fragen rund ums Thema Gas eingeführt, ob Branchepolitik, Technik, Umwelt, Beschaffung bis hin zu aktuellen Fragen wie Gasnetzplanung sowie Wasserstoff. Weitere Kurse finden im September und Oktober statt.

GasVG verzögert sich weiter

Das Gesetz lässt weiter auf sich warten. Der Bundesrat hat bekanntgegeben, dass bis Ende April 2023 ein Aussprachepapier vorliegen soll. Das heisst, mit einer Botschaft ist erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu rechnen. Der Bund begründet dies damit, dass Erkenntnisse, die aus der Ukrainekrise gewonnen werden, in den Gesetzesentwurf einfliessen sollen und dieser entsprechend überarbeiten werden soll. Das bedingt, dass bei den Arbeiten an den Branchendokumenten nun weitergearbeitet wird in Vorbereitung des GasVG, aber nicht alle Punkte mit der gleichen Dringlichkeit behandelt werden. Derzeit wird in den Arbeitsgruppen eine Triage vorgenommen.

Innovation

Erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz

Mit ihrem Förderfonds für erneuerbare Gase unterstützt die Schweizer Gaswirtschaft seit 2021 neben Biogas auch die Produktion von synthetischem Methan sowie grünem Wasserstoff. So erhielt die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz, die vom Limmattaler Regiowerk Limeco in Dietikon (ZH) realisiert wurde, einen entsprechenden Förderbeitrag. Die Anlage produziert pro Jahr rund 18'000 MWh erneuerbares synthetisches Gas. Projekte dieser Art können einen wichtigen Beitrag leisten, um die Energieversorgung zu dekarbonisieren.

Hier ist der VSG präsent

Save-the-Date: Bioenergie-Forum

Am 30. August von 9 bis 17 Uhr findet im Alten Spital in Solothurn das 9. Bioenergie-Forum statt. Thema ist Biogas und Netto-Null in der Gasversorgung. Reservieren Sie sich dieses Datum; weitere Information folgen.

Net Zero: Energy Briefing des PSI

Am Nachmittag des 28. Juni 2022 lädt das Paul Scherrer Institut (PSI) zu einer Veranstaltung zum Thema Netto-Null ein, die im Kursaal Bern durchgeführt wird und auch für die Gaswirtschaft von Interesse ist.