Gazenergie

Bilanz zur Gasversorgung im Winter 2022/23

Zürich, 09.03.2023 -

Es ist gelungen, im Winter 2022/23 die Gasversorgung in der Schweiz sicherzustellen und eine Mangellage zu verhindern. Zusammen mit dem Bund hat die Gaswirtschaft die dafür notwendigen Vorbereitungen getroffen. Die gut gefüllten europäischen Gasspeicher sowie die milden Temperaturen im Herbst und Winter haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Situation entspannt hat. Eine grosse Herausforderung wird sein, die Gasversorgung im kommenden Winter sicherzustellen, wenn voraussichtlich keine oder nur noch geringe Gasmengen aus Russland nach Europa fliessen.

Der Bundesrat schuf im März 2022 die rechtlichen Voraussetzungen, dass die Gaswirtschaft die Beschaffung für den Winter gemeinsam angehen konnte. Aufgrund des Kartellgesetzes und des fehlenden Gasversorgungsgesetzes waren der Branche bis dahin die Hände gebunden. Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) bildete in der Folge eine Taskforce mit Vertretern der Gaswirtschaft sowie der Bundesbehörden. Das Konzept zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit im Winter 2022/23 beinhaltete zwei Massnahmen, die von den regionalen Gasnetzbetreibern erfolgreich umgesetzt wurden: So wurden 15 Prozent (rund 6 TWh) des inländischen Jahresverbrauchs (35 TWh) in Speicheranlagen in den Nachbarländern gelagert. Im Weiteren standen 20 Prozent (6 TWh) des Schweizer Winterverbrauchs in Frankreich, Deutschland, Italien und in den Niederlanden in Form von Optionen für zusätzliche Gaslieferungen zur Verfügung. Für den Fall einer Gasmangellage erarbeitete die wirtschaftliche Landesversorgung des Bundes entsprechende Bewirtschaftungsmassnahmen, die als härteste Massnahme den Gasverbrauch kontingentieren. 

Inzwischen hat der Bundesrat die Verordnung für eine Gasreserve um ein Jahr verlängert. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass die Gaswirtschaft für den kommenden Winter wiederum gemeinsam Gas in Speichern beschaffen kann, um die Anforderung an die Solidarität zu erfüllen. Eine Taskforce mit Vertretern der Gaswirtschaft sowie der Bundesbehörden trifft die notwendigen Vorbereitungen. So sind die regionalen Gasnetzbetreiber wiederum verpflichtet, Massnahmen für die Versorgung im kommenden Winter sicherzustellen. Es müssen 15 Prozent (rund 6 TWh) des inländischen Jahresverbrauchs (35 TWh) in Speicheranlagen in den Nachbarländern gelagert werden. Kritisch ist wie bereits im vergangenen Winter, dass das gesamte von der Schweizer Gaswirtschaft beschaffte Gas in einer Krisensituation tatsächlich auch in die Schweiz transportiert werden kann. Mit Frankreich besteht bereits ein zwischenstaatliches Abkommen, das garantiert, dass die Westschweiz den französischen öffentlichen Gasverteilungsunternehmen gleichgestellt ist. Es ist aber weiterhin wichtig, dass der Bund die Gespräche zwischen Deutschland und Italien intensiviert, damit möglichst schnell ein trilaterales Abkommen zustande kommt. Von grosser Bedeutung sind auch technische Vereinbarungen, in denen es um den gemeinsamen Austausch und die Kenntnis über gegenseitige Abhängigkeiten und die frühzeitige Information geht. 

Aufgrund der drohenden Gasmangellage übertrug im Frühjahr 2022 der Bundesrat dem VSG die Aufgabe, die Kriseninterventionsorganisation KIO Gas aufzubauen. Diese untersteht der wirtschaftlichen Landesversorgung des Bundes und wird auf deren Anweisung aktiv. Die KIO Gas hat die Aufgabe, die Netzbetreiber bei einer Gasmangellage bei der Umsetzung der vom Bund angeordneten Bewirtschaftungsmassnahmen zu unterstützen. Die Krise zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass der Bund die Arbeiten am Gasversorgungsgesetz vorantreiben muss. Es braucht dringend ein Gesetz, dass einerseits Rechtssicherheit beim Marktzugang schafft, anderseits die Anforderungen an die Versorgungssicherheit berücksichtigt. Dass in diesem Winter eine Gasmangellage abgewendet werden konnte, hängt neben den Sparanstrengungen auch damit zusammen, dass die europäischen Speicher sehr gut gefüllt waren, sehr rasch und unbürokratisch zusätzliche LNG-Kapazitäten geschaffen wurden und die Temperaturen ausserordentlich mild ausfielen. Der Gasverbrauch ging in Europa und in der Schweiz in der Folge zurück. Flankiert wurden die Sparbemühungen durch die Energiesparkampagne des Bundes, welche die Gaswirtschaft mit eigenen Massnahmen unterstützte. Die Gaspreise, die im Sommer 2022 einen Höchststand erreichten, gingen im Laufe des Winters markant zurück. Sie sind aber im Durchschnitt noch immer noch bis dreimal so hoch wie vor der Krise im Frühjahr/Sommer 2021. Der Anteil des russischen Gases in Europa sank im Winter unter 10 Prozent. Es wurde sehr viel mehr Flüssigerdgas (LNG) importiert. Zudem kamen grosse Gasmengen aus der Nordsee, gefolgt von UK und Nordafrika. 

Auch wenn sich die Situation entspannt hat, kann jedoch noch keine Entwarnung gegeben werden. Eine grosse Herausforderung ist die Sicherstellung der Gasversorgung im Winter 2023/24. Im letzten Jahr standen im Gegensatz zu heute noch grosse Mengen russisches Gas zur Verfügung, um die Speicher zu füllen. Im Weiteren muss damit gerechnet werden, dass die Gasnachfrage in Asien, insbesondere China, aufgrund der konjunkturellen Entwicklung, ansteigen wird. Das könnte zur Folge habe, dass in Europa das Angebot an LNG knapp wird. Dass weniger Gas in Europa im Winter für die Stromproduktion verwendet werden muss, hängt auch davon ab, wie viele französische Kernkraftwerke am Netz sind. Es gilt also nach wie vor, Gas zu sparen, damit die Gasspeicher für den kommenden Winter wieder gut gefüllt werden können und eine Mangellage abgewendet werden kann.  

VSG, 09.03.2023

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